Willkommen
Eine Diva?
Große Divas
Brigitta
Verena
Geschichten
Links
Impressum
Die Verena und Brigitta in
den Texten haben nur entfernt Ähnlichkeit mit uns. Sie sind sozusagen
eine Art eigen- mächtiger Zwilling!
|
Geschichten
Hier ist schon mal eine
kleine Auswahl an Geschichten von und mit Divas. Aber nehmt euch beim
Lesen ein wenig Zeit. Texthopping ist hier nicht angebracht, nicht mal
für eine Diva!
Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne schriftliche
Genehmigung von Verena nicht kopiert, benutzt oder veröffentlicht
werden.
Gibt es noch Divas?
Wie
werde ich eine stilechte Diva?
Divas beim
Shopping
Gibt es noch Divas?
Es war wie immer, wenn wir zusammen saßen: Irgendwie kamen wir jedes Mal
in irgendeiner Art und Weise auf das Thema Frauen, Männer und ihr
Verhältnis zueinander. Dieses Mal war es allerdings nur die Frau und das
in ihrer Rolle als Diva.
„Divas gibt es überhaupt nicht mehr“, stellte meine Freundin fest. „Oder
nicht mehr so, wie ich sie mir vorstelle.“
„Und wie stellst du dir eine Diva vor?“, fragte ich interessiert.
„So eine mit Hochsteckfrisur, hoch aufgetürmt, die nach vorne über
fällt.“
„Die Frau oder die Frisur?“
„Beides!“
„Nun mal ernsthaft. Was sieht denn eine Diva aus?“, versuchte ich, mir
das Kichern zu verkneifen. Die Vorstellung, so einer Diva mit
Hochsteckfrisur, die lang hinschlägt, gefiel mir und traf meine alberne
Ader.
„Lass uns doch mal überlegen, wie eine echte Diva aussieht.“ Meine
Freundin war, im Gegensatz zu mir, schon konzentriert bei der Sache.
„Auf jeden Fall elegant, vornehm, eine Frau mit Stil und Geschmack“,
zählte Brigitta ihre Vorstellungen von einer Diva auf. „Zurückhaltend,
aber auch irgendwie Ehrfurcht gebietend. Eine Frau, der ein Mann ohne zu
überlegen die Tür aufhält, in den Mantel hilft, den Stuhl hin stellt und
die Hand küsst. Eine Frau, die eben diese Aura hat, dass man all diese
Dinge tut, ohne groß zu überlegen.“
„Genau!“, stimmte ich ihr bedingungslos zu. „Eine Frau, bei der die
Männer den Boden anbeten, auf dem sie geht.“
„Ja, und wo sind dann die ganzen Männer, die hinter mir herrennen? Bin
ich etwa nicht anbetungswürdig?“
„Doch, doch, auf alle Fälle. Die Männer werden wahrscheinlich noch gar
nicht gemerkt haben, dass wir in die Kategorie Diva gehören“, versuchte
ich Brigitta ein wenig Trost zu spenden.
„Dann mache ich irgend etwas falsch“, meinte sie dazu. „Wenn eine Diva
in den Raum kommt, erschlägt sie die Anwesenden gerade zu mit ihrer
umwerfenden Ausstrahlung.“
„Wenn wir nicht duschen, können wir diese Wirkung vielleicht auch
erreichen. Dann sind wir auch umwerfend. Zwar nicht in dem Sinne, wie
wir das wollen, aber immerhin umwerfend.“
„Mensch, Verena! Wir wollen echte Divas werden und keine nachgemachten
Möchte-Gern-Damen, die sich ihre Ausstrahlung irgendwie erkaufen und
erstinken müssen.“
„Ich meine, wir würden eine ganze Masse Zeit sparen, wenn wir uns das
Waschen sparen könnten. Früher haben sich die Leute auch einfach nur
parfümiert und gepudert. Das geht doch schnell. Morgens aufstehen, einen
halben Liter Duftwasser über den Körper gießen, die Perücke aufsetzen
und mit Puder einstauben. Was wir da für Zeit sparen. Das bedeutet auch
ein paar Gelegenheiten mehr, bei denen uns die Männer anhimmeln können.“
„Stimmt auch wieder. An so etwas müssen wir ja auch denken“, meinte ich
dazu. „Aber findest denn, dass es sinnvoll ist, dass die Männer benebelt
von unserer Ausstrahlung hinter uns hertrapsen, dabei dämlich grinsen
und eigentlich gar nicht wissen, was Trumpf ist?“
„Nein, nicht wirklich“, überlegte Brigitta und konnte sich, wie auch
ich, nicht so richtig vom albernen Kichern erholen. „Die sollen schon
gerne und freiwillig und ohne dass wir sie unter Drogen setzten müssen,
uns auf Schritt und Tritt folgen.“
„Ich glaube, eine echte Diva macht sich überhaupt keine Gedanken, ob ein
Kerl hinter ihr her läuft oder nicht. Für eine echte Diva ist das
selbstverständlich.“
„Da hast du vollkommen recht.“ Wo meine Freundin Recht hat, hat sie eben
Recht. „Ich glaube, diese Selbstverständlichkeit macht überhaupt die
Ausstrahlung einer Diva aus. Absolut kein Zweifel an der eigenen
Person.“
„Genau! Eine Frau, die überhaupt nicht versteht, weswegen ihr nicht alle
Männer zu Füßen liegen sollten. Das steht außer Frage. Das ist
selbstverständlich, so klar wie Kloßbrühe.“
„Eben deshalb liegen ihr ja alle zu Füßen.“
Brigitta guckte vor sich auf den Boden und meinte dann, bewusst
konsterniert: „Und wo sind die Männer, die mich anbeten? Ich sehe keine.
Was mache ich denn jetzt nun falsch?“
„Tja, erst mal müssen wir wohl ernsthaft daran glauben, dass wir eine
Diva und damit anbetungswürdig sind. Du weißt ja wie wir sind.“
„Eben! Ich habe dir ja schon immer gesagt, dass eine ganze Horde von
Männern sabbernd und geifernd hinter dir herrennen könnte und du aber
absolut nichts merken würdest. Du würdest ja eher auf dem Sabber
aufrutschen und mit einem gebrochenen Haxen im Krankenhaus liegen und
dich über den Sturz wundern.“
Diese Vorstellung fanden wir natürlich wieder absolut komisch. Das
musste natürlich in allen Einzelheiten ausgeschmückt werden. Wir fingen
wieder an zu kichern, herum zu albern und uns alles bis zur kleinsten
Kleinigkeit bildlich vorzustellen. Ich sah mich als Diva im
Krankenhausbett liegen. Mit Hochsteckfrisur, Spiegel in der Hand, rosa
Spitzennachthemd, Negligé darüber, die Fingernägel lackiert und
knallrotem Lippenstift perfekt zurecht gemacht. Jeden Moment ist Visite.
Ich muss doch gut aussehen. Gleich kommen die Ärzte und meine
Wimperntusche ist noch nicht gleichmäßig verteilt. Ich bleibe ganz
ruhig, die Visite kommt sowieso nicht, bevor ich mit meiner
Morgentoilette fertig bin. Ganz wie eine Diva zweifele ich nicht im
Geringsten daran, das ich umwerfend wirke. Ein bisschen Makulatur muss
trotzdem sein. Mit einem letzten Schwung verteile ich noch ein wenig
Tusche auf meine Wimpern. Ein letzter Blick in den Spiegel. Zufrieden
betrachte ich mein Werk.
Da klopft es vorsichtig an der Tür. Eine Krankenschwester öffnet
vorsichtig die Tür und fragt schüchtern: „Die Ärzte sind da. Darf ich
sie herein lassen? Sind Sie soweit, gnädige Frau?“
Ich nicke ergeben, sinke in die Kissen zurück und versuche malerisch
auszusehen. Kurz sehe ich mich noch im Zimmer um. Die roten Rosen auf
meinem Nachttisch, belgische Trüffel in einer Kristallschale, die
Flasche Perrier ist noch nicht geöffnet und die Tasse Kaffee steht auch
noch da. Alles ist dort wo es hin gehört, was stört, hat die Schwester
schon weg geräumt. Da geht die Tür wieder auf und die Ärzte kommen ins
Zimmer. Der Professor als erster, gleich danach der Chefarzt. Beide
sehen selbstverständlich blendend aus. Mit strahlendem Lächeln kommen
beide auf mich zu. Einer nimmt meine rechte und einer meine linke Hand
und küssen sie galant und formvollendet.
„Wie geht es ihnen, gnädige Frau?“, flöten beide im Chor. „Sie sehen
bezaubernd aus.“
Bezaubernd? Ha! In diesem Augenblick kam ich in die Realität zurück und
mir fiel ein, wie mein letzter Krankenhausaufenthalt wirklich war. Das
einzige, was mit der oben beschriebenen Szene übereinstimmt, war der
gebrochene Knochen. Ich hatte mir allerdings den rechten Ellenbogen
gebrochen. Es war das erste Mal, dass ich mir überhaupt irgendetwas
gebrochen hatte und wenn, mache ich so etwas gleich richtig. Das heißt,
ich musste operiert werden. Das abgebrochene Stück im Ellenbogen musste
fest geschraubt werden. Nach dem ersten Schock nahm ich das Ganze mit
Humor. Titanschrauben im Gelenk? Das macht mich ja bedeutend wertvoller,
tönte ich vor meinen Mann herum. Nachdem man mir eine Schiene verpasst
hatte, waren auch die Schmerzen weg.
Ich war zwar nervös, aber guter Dinge wartete ich auf die Operation, die
ein paar Tage später stattfinden sollte. Ab da fand ich eigentlich gar
nichts mehr so lustig. Ich wachte mit Höllenschmerzen aus der Narkose
auf. Ein zartes Negligè? Man trägt das praktische, hinten offene Hemd
aus dem Krankenhauseigentum, an den Beinen die hoch erotischen
Kompressionsstrümpfe. Sich malerisch in die Kissen legen? Wie denn, wenn
man den einem Arm an einem Tropf und den anderen eingegipst in einer
Schlinge hängen hat. Der Arm pocht und eine Schwester stellt ein Tablett
mit der leckeren Krankenhauskost auf den Nachttisch. Die Schwestern
kümmern sich um alles? Meine hatte gerade mal eben Zeit, das
Putenschnitzel in einigermaßen mundgerechte Stücke zu schneiden, weil
ich das selbst ja nicht konnte. Gehen wir mal zurück zu meinen
Vorstellungen von einer Diva im Krankenhaus. Schön aussehend, glücklich,
von Männern umschwärmt. Nun, meine Haare standen mir zu Berge, ich hatte
das tolle Nachthemd an, fühlte mich elend vor Schmerzen und zu dem
einzigen männlichen Wesen in der Nähe, eine Zivildienstleistender, von
dem ich dachte nur: „Den willst du jetzt überhaupt nicht in der Nähe
habe.“ Die Vorstellung, das der mir meine Stulle schmiert, fand ich fast
unerträglich. Der musste sich um etwas anderes kümmern. Kommen wir bei
dieser Gelegenheit zu meinem Zimmer. Ich hatte noch gar nicht erwähnt,
dass ich im Gegensatz zu meiner Geistesdiva eine Kassenpatientin bin.
Das heißt, ich liege nicht alleine im Zimmer. Eine Dame aus dem
Altersheim, eine direkt davor, beide aber mit Oberschenkelhalsbruch,
leisteten mir Gesellschaft. Ich war begeistert. Der Zivi hatte mit
diesen Damen genug zu tun und hat mich Gott sei Dank in Ruhe gelassen.
Laufen konnte ich ja alleine. Apropos laufen. Diese Szene aus dem
Krankenhaus sehe ich immer noch vor mir. Eine Szene, wo ich jetzt immer
noch denke: „Werde ich auch so sein, wenn ich alt bin?“ Wie gesagt, die
Damen brauchten ja Hilfe beim Laufen. Ich sehe noch, wie sich die ältere
Dame, eine kleine, zarte 90-jährige, maximal 1,55 Meter hoch, bei dem
1,90 Zivi einhängt und ihn anhimmelt. Bis hier hin war ja noch ganz
normal. Aber sie hatte das hinten offene Nachthemd an und ließ gepflegt
einen fahren. Das schien sie nicht weiter zu stören, sie himmelte den
jungen Mann weiterhin unverdrossen an. Sein Gesicht konnte ich leider
nicht sehen.
Kommen wir nun zur Visite. Schminken? Wie denn, wenn man mit rechts
nichts mehr machen kann. Und überhaupt war das fehlende Make up während
des Aufenthaltes nicht mein größtes Problem. Ich schminke mich sonst
auch selten, warum sollte ich während eines Krankenhausaufenthaltes
damit anfangen. Den Arzt, der mich operierte und zur Visite kam, war
eine origineller, lustiger und sympathischer Mensch, den ich vielleicht
auch ohne Make up hätte beeindruckenden können, wenn ich gewollt hätte.
Wie gut, dass man so eine blendende Phantasie hat und nicht immer daran
denkt, wie es in Wirklichkeit ist. Und dann stellt sich ja auch die
Frage, wir wollen ja wieder auf das Thema Diva kommen, denn nur darum
geht es, kann eine eher sportliche Frau wie ich, die am liebsten Jeans
und Turnschuhe anzieht, eine Diva sein?
Gehen wir wieder zurück zur Diskussion zwischen meiner Freundin und mir.
Natürlich haben wir uns stundenlang Gedanken gemacht, was ist eine Diva,
wie sieht sie aus, gibt es überhaupt noch welche, wollen wir welche sein
oder werden oder wie auch immer.
„Stellen wir uns mal ganz dumm“, fragte ich, wie der Lehrer aus der
Feuerzangenbowlen. „Was ist denn eine Diva?“
„Sehen wir mal im Lexikon nach.“ Brigitta stand sofort auf und holte ein
solches aus ihrem Büro. Sie schlug das Buch auf, blätterte und blätterte
und nachdem sie die richtige Seite gefunden hatte, fuhr sie mit dem
Finger ein Wort nach dem anderen ab und murmelte dann: „Ditzingen, Diu,
Diurese, Diuretika, Diva. Hier! Diva, lateinisch die Göttliche. Ha, ich
habe es ja immer gewusst, wenn Diven göttlich sind, sind wir Divas, denn
wir sind ohne Zweifel göttlich.“
„Wo du recht hast, hast du recht.“
„Sag’ mal, heißt das eigentlich Divas oder Diven? Ich habe eben beides
gesagt.“
„Du hast doch das Lexikon vor dir.“
„Ach ja. Mal sehen. Hier steht, dass beides richtig ist. Obwohl ich
finde, dass sich Divas besser anhört als Diven.“
„Finde ich auch, bleiben wir also bei Divas.“
„Diva, die Göttliche. Bei dem was man heute so als Diva bezeichnet, ist
eine Diva auch nicht mehr das, was sie früher mal war.“
„Stimmt irgendwie. Früher war eine Diva eben etwas besonderes, eine Dame
eben. Bei Diva denkt man an eine Operndiva, eine gefeierte
Schauspielerin und nicht an ein zickiges Popsternchen, die auch Diva
heißt, weil sie merkwürdige Allüren hat, die ihr noch nicht mal
zustehen.“
„Hör’ mal zu, was die hier noch zum Begriff „Diva“ geschrieben haben.
Die Bedeutung lässt schon da nach.“
„Was steht denn da nun?“
„Das Diva der Beiname von römischen Göttinnen war und später dann auch
von verstorbenen Kaiserinnen.“
„Oh, mein Gott. Selbst die alten Römer haben schon nachgelassen und
haben die Divas von einer Göttin zur Kaiserin abgestuft.“
„Und später nannte man dann gefeierte Sängerinnen oder Schauspielerinnen
eine Diva. Eben, weil sie vergöttert und angebetet wurden.“
„Dass lass ich mir ja noch alles gefallen. Meist waren das ja auch tolle
Erscheinungen. Aber was heute alles als Diva bezeichnet wird. Da braucht
man ja nur weiblich zu sein und rum zicken. Zack, bist du eine Diva. Das
kann heutzutage schon mehr eine Beleidigung als ein Kompliment sein.“
Jetzt schmollte Brigitta: „Ich will aber trotzdem eine Diva sein.“
Ich grinste: „Bist du soeben automatisch geworden.“
Wie gut das meine Freundin solche Bemerkungen sofort versteht.
Nachdem wir uns ein wenig beruhigt hatten, machte ich den Vorschlag,
dass wir doch einmal im Internet nachschauen konnten.
„Gute Idee“, meinte Brigitta und wir gingen in ihr Büro, um ihren
Computer zu starten.
Die Suchmaschine angewählt und einfach den Begriff „Diva“ eingegeben.
Nach 0,14 Sekunden erschienen 1,8 Millionen Einträge. Na, Klasse.
„Fangen wir an“, meinte meine Freundin optimistisch. „Diva Starz als
Erstes. Na ja, diese komischen Zeichentrickfiguren aus Japan sind auch
Divas?“
„Vergiß’ es, das zweite hier, hört sich schon viel besser an. Ist zwar
englisch, aber das versteht man. Es geht um phänomenale Frauen. Sind wir
doch, oder? Hier, lies mal: She is a woman with light in her eyes, love
in her heart, a spring in her step and has a positive outlook on life.
She is alive and loving it!”
“Oh Mann, Licht im Auge und Liebe im Herz. Hört sich das nicht toll an?“
„Das ist wenigstens romantisch. Hier, das nächste ist das weniger. Diva
heißt auch Digitales Videoarchiv.“
„Es gibt auch Diva Reformprodukte.“
„Wie uncool! Divas brauchen Produkte, die vom Hauch des Luxus umweht
werden und keine reformierten Gesundheitsartikel. Hier, die
Swiss-Diva.ch. Das ist die Organisation der Schweizer Gemüsebauer.“
„Das sind so die Momente, wo man die Folter wieder einführen möchte. Was
hat denn Gemüse mit einer tollen Frau zu tun? Wir wollen Divas sein und
dann lesen wir was von einer Gemüseorganisation.“
„Bleib locker, Verena. Hier kannst du auch alles über eine Rhodesian
Rigdeback Hündin mit Namen Diva erfahren.“
„Ich bin begeistert. Über die wollte ich schon immer alles wissen. Und
hier beschreibt eine Susi Sorglos ihr Pferd Diva ganz genau. Eine ganze
Internetpräsentation für einen Hund oder ein Pferd. Ich fasse es nicht.“
„Bleib ruhig. Diese Seite hier ist vielleicht mehr was für dich.
Diva-In-Style. Gucci, Prada, Fendi, Dior. Jawoll, das ist es!”
„Das gefällt mir auch schon besser. Guck mal hier. Das durfte ja beim
Suchbegriff Diva nicht fehlen. Das schwule Leben in Hannover. Sag’ mal,
was haben denn Schwule mit Divas zu tun? Ist man als Schwuler eine
Diva?“
„Das wohl nicht, aber DJ Diva legt Gothic und Industrial Musik auf.“
„Eine Diva hört solche Musik nicht. Auf diese Seite achten wir gar
nicht. Gehen wir lieber zurück zum Schwulenleben in Hannover. Hier steht
was von einem Cafe mit einer Treppe.
‚Ganz zu schweigen von der Treppe, die jeder Diva Möglichkeiten für
einen gelungenen Auf- oder Abtritt bietet’“, liest Brigitta
schwärmerisch vor. „Da muss ich mal hin. Wenn ich auf unserer Treppe
hier im Haus herunter komme, achtet keiner auf mich.“
„Und ich kann mich noch so toll anziehen und hochelegant die Treppe
herunterkommen, bei der Bauweise unserer Treppe würde absolut nichts zur
Geltung kommen.“
Diese Bemerkung musste ich noch mit einem tiefen Seufzer unterstreichen.
„Also doch umziehen“, schlug Brigitta als Lösung vor.
Da musste ich ihr zustimmen. „Wie unser neues Domizil aussieht ist egal.
Hauptsache die Treppe eignet sich für divenhafte Auftritte.“
„Aber meinst du nicht, das auch das Empfangszimmer einen würdigen Rahmen
bieten sollte?“
„Auf alle Fälle und im Schlafzimmer muss ein monströses Himmelbett Platz
haben.“
„Und der Garten müsste schon parkähnliche Ausmaße haben.“
„Der Gärtner muss gut aussehen.“
„Und der Butler würdevoll“, geriet ich noch weiter ins Schwärmen. „So
einer, der uns jeden Wunsch von den Augen abliest. Wo wir nichts zu
sagen brauchen. Ruck, zuck haben wir eine Tasse Tee vor uns. Fast noch
bevor wir überhaupt wissen, dass wir etwas trinken möchte.“
Nun ließ auch Brigitta ein tiefes Seufzen von sich hören.
„Die Vorstellung ist so schön“, meinte sie. „Und wie ist es in
Wirklichkeit? Merken unsere Männer überhaupt was?“
„Nur wenn du ihnen einen Zaunpfahl vor die Stirn zimmerst.“
„Auf die Dauer ist das doch ziemlich anstrengend und einer Diva auch
nicht würdig.“
„Aber seien wir doch mal ehrlich“, wurde Brigitta ein bisschen
ernsthafter. „Wollen wir denn überhaupt solche Typen haben? Die hinter
uns herrennen, die versuchen, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen,
uns alles recht machen und uns dabei wahrscheinlich fürchterlich auf den
Geist gehen würden? Wollen wir das?“
„Nicht wirklich. Mein Tipp heißt ja immer noch, dass die Frau für jede
Gelegenheit einen Mann braucht. Aber auf die Dauer ist das wohl auch
ziemlich unübersichtlich und nervend.“
„Kurz gesagt“, fasste Brigitta zusammen. „Wir brauchen die Männer, um
uns zu ärgern und um jemanden zu haben, denen wir die Schuld für alles
geben können.“
„Gutes Statement“, fand auch ich. „Das unterschreibe ich sofort. Lass
uns mal sehen, was hier noch so im Internet zu finden ist.“
„Die Seite hier hört sich interessant an. Hier kann man die Diva des
Monats wählen“, stellte ich erfreut fest und klickte auf die erste
Möglichkeit. „Is’ nicht wahr. Lucille Ball. Ist das nicht die Frisur,
die du dir unter einer typischen Diva-Frisur vorstellst?“
„Genau so. Als hätte ich das Foto extra dafür gemacht. Für diese Frisur
werden wir sie sofort wählen. Das ist die Frisur meiner Diva-Träume.“
„Aber das sind doch die Frauen, die man wirklich als Diva bezeichnen
kann. Liz Taylor hier zum Beispiel. Die hatte doch Klasse. Richard
Burton kam ein Leben lang nicht von ihr los.“
Wir seufzten gemeinsam auf und konzentrierten uns wieder auf die Liste
der Internetadressen.
„Hier, sehen wir uns das mal an“, meinte Brigitta und klickte auf dem
Begriff Horror-Diva.
Ja, wenn sie das nicht gemacht hätte, mich hätte das auf alle Fälle
interessiert. Gespannt starrte ich auf den Bildschirm und beobachtete,
wie sich langsam die Seite aufbaute.
„Horror-Diva – Fun, intelligent, thought provoking and challenging
examination of horror”, stand da.
Aha! Und nun?
Zunächst starrten wir ein bisschen ratlos auf die Seite. Auf dem Foto
liegt ein Mädchen mit verwuschelten Haaren in der Ecke. Der Text ist auf
englisch. Na denn mal los. So gut sind unsere Englischkenntnisse noch,
um ein bisschen was zu verstehen. Es geht um einen japanischen
Horrorfilm. Soso! Irgendwie interessierte uns das nicht weiter. Sollen
die doch in Japan ihre Horror-Divas behalten. Da wir unter Divas etwas
anderes verstehen, schlossen wir die Seite schnell.
„Irgendwie bringt uns das Internet auch nicht weiter“, meinte Brigitta.
Womit sie wieder einmal völlig recht hatte, aber in diesem Augenblick
entdeckte ich den Hinweis auf Miss Diva, Travestie und Kleinkunst. Auch
das noch! Das haben wir uns nicht näher angeguckt.
„“Mach’ aus das Ding“, war mein Vorschlag, den Brigitta auch sofort
ausführte. „Mach’ uns lieber einen Kaffee. Dann können wir noch in aller
Ruhe überlegen, wie wir waschechte Divas werden.“
„Ich finde, stilecht hört sich besser an“, entgegnete Brigitta, die
schon auf den Weg in die Küche war, wo sie einen Knopf des
Kaffeeautomaten drückte und sich das Mahlwerk rasselnd in Gang setzte.
„Du hast recht, stilecht ist wirklich besser“, brüllte ich gegen das
Röhren an, als ich hinterherging.
Das Dröhnen, wenn das heiße Wasser mit 15 bar durch das frischgemahlene
Kaffeepulver gedrückt löste das Röhren des Mahlwerks ab. Wir beiden
schauten fasziniert zu, wie der frisch gebrühte Kaffee in die Tassen
lief. Als ob wir das noch nie gesehen hätten. Ich glaube, wir waren in
diesem Moment wirklich konzentriert am überlegen, wie wir stilechte
Divas werden.
zurück
Wie
werde ich eine stilechte Diva?
„Die Frage ist eigentlich gar nicht so einfach zu beantworten.“
Ich saß meiner Freundin gegenüber, den linken Ellenbogen auf dem Tisch
(ich weiß, das gehört sich nicht), den Kopf in der linken Hand
aufgestützt, die rechte Hand war frei beweglich. Ich rührte mit einem
Löffel in meiner Tasse Tee herum. Warum ich in der Tasse rührte? Eine
ziemlich berechtigte Frage, denn wer mich kennt, wird sich vielleicht
wundern, denn ich nehme weder Zucker, noch sonst irgendwelche Zusätze in
meine Heißgetränke. Aber egal, ich überlegte ja auch konzentriert, wie
ich eine Diva werde.
Brigitta wohl auch, denn sie saß in genau der gleichen Haltung mir
gegenüber am Tisch. Sie rührte auch in ihrer Tasse. Im Gegensatz zu mir,
nimmt sie allerdings Zucker in ihren Kaffee oder Tee. Das gerechtfertigt
wohl das Rühren in der Tasse, aber Brigitta dachte genauso konzentriert
über den Werdegang zur Diva nach wie ich.
„Wir müssen das wollen,“ meinte sie und rührte noch heftiger in ihrer
Tasse. Das unterbrach mich in meiner Konzentration, denn ich starrte
fasziniert auf die Flüssigkeit in der Tasse, die durch das heftige
Rühren erheblich an Bewegung gewonnen hatte und wartete gespannt darauf,
das der Tee über den Rand schwappte. Nun, der Tee blieb in der Tasse und
ich kam auf unseren ursprünglichen Gedanken zurück.
„Genau und wie fangen wir das an?“
„Erst mal sollten wir etwas essen“, teilte sie mir ihren äußerst weisen
Entschluss mit und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb. „Nur gestärkt
können wir nachdenken.“
Dieser Vorschlag war in Ordnung und wir begannen, uns mit dem leckeren
Frühstück zu beschäftigen. Vormittags war für uns immer die beste Zeit,
uns zu treffen und in aller Ruhe zu klönen. Die Kinder in der Schule,
die Männer bei der Arbeit, da haben wir Zeit für uns. Zeit, in der wir
zum Beispiel über das wichtige Problem nachdenken, ob wir denn nun Käse,
Wurst oder Marmelade auf unser Brötchen geben. Auch über die
Entscheidung ob wir Tee, Kaffee, Cappuccino oder Latte Macchiato zu uns
nehmen wollen. Und wenn wir uns für Tee entscheiden, ist damit auch die
Entscheidung fällig, ob wir nun schwarzen, grünen oder weißen Tee
wollen, ob er aromatisiert sein soll oder nicht und wenn, mit was. Also,
gar nicht so einfach, was wir so immer zu besprechen haben. Ganz zu
schweigen von der Problematik, wenn wir an die vielen Varianten von
Früchte- und Kräutertees denken.
An diesem Tag hatten wir uns zunächst für schwarzen Tee entschieden.
Einen Assam, wenn das irgendjemanden interessieren sollte. Brigitta
schmierte sich gerade einen Nuss-Nugat-Brotaufstrich auf ihr Brötchen,
Nutella darf man ja aus Schleichwerbungsgründen nicht sagen, und ich
hatte mich für eine kaltgerührte Erdbeermarmelade entschieden. Was sind
wir nur für Leckermäuler! Aber wie auch immer, es stand ja immer noch
die Frage im Raum, wie man eine stilechte Diva wird.
„Das ist zunächst einmal eine Definitions- und auch eine
Geschmackssache“, meinte Brigitta ganz treffend.
Meine Freundin hat bekanntlich fast immer recht und deshalb konnte ich
ihr auch in diesem Fall nur zustimmen und nickte ganz eifrig. Viel sagen
konnte ich im Moment mit dem kaltgerührten Marmeladenbrötchen im Mund
sowieso nicht. Als ich fertig gekaut hatte, tat ich meiner Freundin
meine Zustimmung auch verbal kund.
„Definieren wir doch mal Stil“, fragte ich entschlossen.
Wie wir solche Fragen doch liebten, da kann man immer so schön
schwafeln, ins Schwärmen geraten und vom Hunderstel ins Tausendstel
kommen.
Brigitta griff solche Fragen deshalb auch immer ganz begierig auf.
„Über das Thema Stil können wir wahrscheinlich genau so lange
diskutieren, wie über das Problem, eine Diva zu werden“, meinte sie.
„Aber beides gehört untrennbar zusammen. Oder hast du schon mal eine
Diva gesehen, die keinen Stil hat?“
„Nein, nicht wirklich. Bei den Frauen, die ich als Diva bezeichnen
würde, passte immer alles zusammen. Die Frisur, das Make up, die
Kleidung, die Accessoires, überhaupt alles.“
Ich biss von meinem Marmeladenbrötchen ab, kaute nachdenklich und
schaute an mir herunter.
„Sag mal, hast du schon mal eine Diva in Jeans und Turnschuhen
gesehen?“, fragte ich, immer noch meine überaus praktische, wie auch
schlichte Ausstattung, Jeans, Turnschuhe, schwarzer Pullover,
betrachtend.
„Weiß ich auch nicht“, antwortete Brigitta und überlegte eine Weile und
auch sie schaute eine Weile an mir rauf und runter. „Bislang habe ich
mir eine Diva immer im Abendkleid vorgestellt oder wenigstens in Kostüm
und Pumps.“
„Ich auch“, stimmte ich ihr wie in so vielen Fällen zu und seufzte tief.
„Also, muss ich jetzt Kostüme anziehen oder kann ich einen völlig neuen
Diva-Jeans-Stil kreieren?“
„Warum nicht?“, meinte Brigitta zu meinem Vorschlag und fing an zu
kichern. Wenn sie schon so anfing zu kichern, hatte sie immer eine tolle
Idee. Oder auch eine alberne, eine lustige, eben eine Idee, mit der wir
auf jeden Fall mächtig Spaß haben würden. Also kicherte ich schon
erwartungsfroh mit.
Meine Erwartungen wurden erfüllt, denn meine allerbeste Freundin fing
mit Wortspielereien an. Eine Spinnerei, die wir beide gerne und
ausführlich betrieben, man kann sogar sagen, das ist eine Art Hobby von
uns.
„Wie wollen wir denn den von dir neu geprägten Stil nennen?“, fragte
Brigitta glucksend. „Den Verena-Diva-Stil, Diva-Verena-Stil, Stil-Verena,
Stil-Jeans-Verena oder doch lieber Diva-Jeans-Verena?“
„Ich würde eher zu Jeans-Diva-Verena tendieren“, meinte ich dazu. „Oder
Modern-Style-Diva, wenn wir in eine ganz andere Richtung gehen würden.“
„Genau, Modern-Style-Diva“, kicherte Brigitta. „Das hört sich toll an.
Ich habe ja schon von vielen Begriffen in der Mode gehört, aber
Modern-Style-Diva noch nicht. Ich glaube, noch nicht einmal etwas
ähnliches.“
„Siehst du!“ Ich kicherte mittlerweile genau so albern. „Den schwersten
Schritt auf dem Weg zur Diva haben wir schon geschafft. Wir wissen
wenigstens, wie wir unseren Stil nennen wollen. Das ist schon mal was.
Wir können eben doch mehr, als wir uns immer zutrauen.“
„Genau, wir sind die Besten, die Größten und die Schönsten. Wir haben
was geschafft.“ Die letzten Worte gingen im Kichern unter, denn mir fiel
ein Loriot-Sketch ein, der mit dem Jodeldiplom, und wie die Dame aus dem
Sketch, meinte ich dann laut lachend: „Da haben wir was Eigenes!“
„Genau“, antwortete Brigitta zustimmend (sie kennt den Sketch übrigens).
„Und wenn es der Verena-Modern-Style-Diva-Stil ist.“
„Wir sind ja so gut!“
„Ich finde auch, dass wir soeben einen ganz tollen Begriff geprägt
haben.“
„Jetzt müssen wir den nur noch publik machen. Damit auch jeder weiß, was
für tolle, intelligente und interessante Frauen wir sind“, war mein
Vorschlag, wie wir zu einer Aufsehen erregenden Diva mutieren.
„Stimmt“, meinte meine wirklich allerbeste Freundin dazu. „Und vor
allem, ich glaube, dass ist noch gar nicht so lange her, da sagten wir
doch schon einmal, dass wir es vor allem selber glauben müssen.“
An sich selber glauben! Da waren wir ja wieder bei unseren Problemen,
unseren Selbstzweifeln, unseren Fragen, ob wir wirklich geliebt werden,
wie wir wirken, ob wir denn nun gut genug aussehen und was wir anziehen
sollen und ob wir ein paar Pfund abnehmen sollten. Warum stellt man sich
eigentlich diese Fragen? Warum zweifelt man immer an sich selbst?
„Wenn wir diese Fragen beantworten könnten, hätten wir schon längst ein
Buch darüber geschrieben und wir wären gemachte Frauen, steinreich und
würden gar nicht mehr überlegen, ob wir eine Diva sind“, meinte
Brigitta.
„Ja, wir wären ganz automatisch welche“, antwortete ich, weil ich ja
sofort verstand, worauf meine allerbeste Freundin hinaus wollte. „Aber
warum geht es den Frauen, wenn sie sich schön machen, sich aufbrezeln,
tolle und vor allem teure Kleider anziehen? Warum machen Frauen das?“
„Ganz einfach“, hatte Brigitta gleich eine Antwort parat. „Um Männer an
Land zu ziehen.“
Ich nickte dazu und ergänzte noch: „Und um andere Frauen vor Neid
erblassen zu lassen.“
„Eigentlich sind Frauen doch ganz schön blöd“, meinte Brigitta.
„Einerseits regen wir uns dauernd über die Kerle auf, anderseits haben
wir anscheinend nichts anderes zu tun, als das andere Geschlecht zu
beeindrucken und unseren Geschlechtsgenossinnen das Leben im Kampf um
die Männer möglichst schwer zu machen.“
„Sag’ mal, haben wir das denn überhaupt nötig? Fahren die Männer denn
auf solche aufgetakelte Fregatten überhaupt ab?“
„Ich weiß auch nicht so richtig. Ich glaube eher nicht. Schön dürfen die
Frauen ja sein. Aber ich glaube, Männer stehen eher auf natürliche
Schönheit mit ausgeprägten Möpsen.“
„Ich nehme ja nicht an, dass du die Hunde mit der platt gedrückten Nase
meinst. Aber ich kenne auch flachbrüstige Frauen, die einen Mann
abbekommen haben.“
„Nun, ja. So ganz ernst gemeint war das nicht. Nach meinem Geschmack
gibt es einige tolle Frauen, auch wenn sie keinen ausladenden Busen
haben.“
„Wie gut, dass es Männer mit unterschiedlichem Geschmack gibt“, fand
Brigitta.
„Weißt du, was mir gerade einfällt?“
„Nein, sag an!“
„Ich glaube, ich habe noch einen Artikel, wo untersucht wurde, worauf
Männer bei Frauen abfahren.“
„Und da sitzt du hier noch rum. Sieh zu, dass du die Zettel hier
herkriegst. Das will ich wissen.“
Natürlich stand ich sofort auf und wollte diesen Artikel holen. Ich ging
ein paar Schritte in Richtung des Schlafzimmers, wo ich solche Sachen
für gewöhnlich lagerte.
Apropos Ordnung im Schlafzimmer. Das Chaos-Zimmer überhaupt in meinem
Haushalt! Es ist noch gar nicht so lange her, mein Dieter war gerade auf
Geschäftsreise und er konnte mir also nicht wie gewohnt im Haushalt
helfen. Ich war also voll im Stress und hatte viel zu tun. Oder anders
ausgedrückt: Wie immer hatte ich keine Lust zum Aufräumen und das Chaos
im Schlafzimmer sah noch schlimmer aus als sonst. Ich muss wohl noch
dazu sagen, dass mein Schlafzimmer nicht nur als Schlafzimmer dient,
sondern auch als Stellmöglichkeit für meine Bücher (ziemlich viele und
völlig unkoordiniert in den Regalen gestapelt), als Ablagemöglichkeit
für meine geliebten Zeitschriften (mehr oder weniger geordnet in Stapeln
rund um das Bett deponiert) und wo sonst als im Schlafzimmer sollten
wohl die ganzen Papiere, Rechnungen, Versicherungspolicen etc.
(einigermaßen sortiert in Ordnern, die teils im Regal, teils im
Kleiderschrank untergebracht sind) sein? Na? Na? Wo stehen diese Ordner?
Richtig geraten, im Schlafzimmer.
Wie gesagt mein Dieter, der sich sonst sehr liebevoll und zuverlässig um
die Wäsche, inklusive Säuberung, Zusammenlegung und Glättung mittels
Bügeleisen kümmert, war gerade dort, wo der Pfeffer wächst. Also in
Französisch Guayana mit der Hauptstadt Cayenne. Da mein Dieter also
nicht da war, stapelte sich die Wäsche. Die schmutzige und die saubere
Wäsche, ebenso wie die Wäsche, die noch zusammengelegt oder gebügelt
werden musste. Besuch hatte sich angesagt und da räumt man ja für
gewöhnlich ein bisschen auf. Wohin also mit dem Bügelbrett, dem
Wäscheständer, den Bergen von Bügelwäsche und den drei Körben von
Klamotten die noch zusammengelegt werden müssen? Na? Na? Richtig, ab in
das Schlafzimmer. So kam also zu dem Bücher-, Zeitschriften- und
Papierchaos noch ein Wäschechaos hinzu. Ich war verzweifelt. Ich stand
im Schlafzimmer und dachte: ‚Wenn du einen Liebhaber hättest, den
könntest du ja gar nicht mit in dieses Zimmer nehmen.’ Wenn jetzt aber
jemand meint, ich hätte das Zimmer nach dieser Erkenntnis mit
Lichtgeschwindigkeit aufgeräumt, den muss ich enttäuschen. Ich habe
keinen Liebhaber und es ist auch keiner in Sicht. Und wenn ich in die
Versuchung kommen würde, käme ja wieder mein Chaoszimmer ins Spiel. Und
so wichtig, das ich die Energie aufbringe, um aus meinem chaotischen
Schlafzimmer eine Lotterhöhle zu machen, ist mir die Sache mit dem
Liebhaber nun doch nicht. Es reicht mir völlig, wenn die Männer mich
anbeten und ergeben hinter mir herlaufen. Das kann man genießen und man
braucht sein Schlafzimmer nicht aufzuräumen.
Wir wollten aber gar nicht weiter über mein Schlafzimmer und die Ordnung
darin diskutieren, sondern über den Artikel mit den Attributen einer
Frau, auf die Männer so abfahren. Für meine Verhältnisse fand in den
Artikel ziemlich schnell. Er war in einem Ordner, zusammen mit Artikeln
ähnlichen Inhalts fein säuberlich abgeheftet, und dieser Ordner stand
gleich vorne an im Regal. Ich schnappte mir also den Ordner und ging
zurück in die Küche, wo sich Brigitta inzwischen mit der Tageszeitung
beschäftigt hatte. Dieses Mal hatten wir uns bei mir getroffen, wir
wechselten uns nämlich immer ab. Der aufmerksame Leser wird das
wahrscheinlich schon gedacht haben, wo ich mich doch so lange über mein
Schlafzimmer ausgelassen hatte. Apropos Schlafzimmer! Die Story mit
meinem Chaoszimmer und den Einfällen dazu habe ich Brigitta natürlich
sofort erzählt. Wie man sich wohl denken kann, hatte meine allerbeste
Freundin natürlich Verständnis für mich. Weil es ihr genau so geht, wie
sie mir anvertraute. Also bei beiden kein Liebhaber in Sicht! Wir waren
uns einig, dass das unsere Männer nicht unbedingt wissen müssen. Sollen
sie sich doch um uns bemühen und ein bisschen eifersüchtig sein.
Wenigstens ein bisschen! Oder sich wenigstens in der Vorstellung weiden
können, dass unsere Männer eifersüchtig sein könnten.
Nun aber zurück zu dem Artikel. Ich kam also mit dem Ordner unter dem
Arm wieder in die Küche. Brigitta machte große Augen.
„Was ist das denn?“, fragte sie erstaunt. „Ich dachte ein Artikel. Was
steht da denn alles drin?“
Die Neugier siegte über das Erstaunen und sie schnappte sich den Ordner,
riss in mir fast aus der Hand, legte ihn vor sich hin und schlug
erwartungsfroh den Deckel auf.
Gleich der erste Artikel gefiel ihr ungemein.
„So werden Sie eine Sexgöttin“
„Das wollen wir doch mal genauer in Augenschein nehmen“, grinste sie und
beugte sich interessiert über den Ordner.
„Mit sinnlichen Accessoires ziehen sie schmachtende Blicke magnetisch
an“, las Brigitta vor.
„Lies weiter“, meinte ich begierig. „Ich habe ganz vergessen, war für
tolle Artikel ich noch habe. Das ist ja genau unser Thema.“
„Das finde ich auch. Aber vielleicht sollten wir die Männer einmal
genauer beobachten. Wir werden bestimmt schon angeschmachtet wie
verrückt. Aber hör mal weiter, was hier steht. Etwas, dem ich unbedingt
zustimme: ‚Merke: Ein schönes Geschenk wickeln sie ja auch nicht in
Zeitungspapier....“
„Also das ist doch das Argument schlechthin, sich aufzubrezeln“, meinte
ich dazu. „Wenn man sonst auch an Kosmetik und Takelage gezweifelt hat,
mit diesem Argument sind bei mir wohl alle Bedenken beiseite geräumt.“
„’Dressed to kill’ steht hier noch. Das müssen wir aber auch unbedingt
lesen“, fand Brigitta und las, ohne meine Zustimmung abzuwarten, weiter.
„Dressed to kill sagt der Engländer und meint: aufgebrezelt zum
Männermorden. Auch wenn es ein grobes Vorurteil ist, Männer als
willenlose
Sklaven ihrer Triebe darzustellen: Nichts spricht dagegen, die Instinkte
anzusprechen, wenn man ein festes Ziel vor Augen hat.“
„Aufgebrezelt zum Männermorden! Man, hört sich das gut an“, fing ich an
zu schwärmen. „Es hört sich wirklich toll an: Zum Männermorden. Aber
sage einmal, was ist damit eigentlich genau gemeint. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass man sich schick macht, so mit Trallala und Heiteitei
und dann dem Verehrer Arsen in den Champagner gibt, ihn erschießt oder
am nächsten Baum aufknüpft.“
„Das glaube ich auch nicht. Ich glaube mehr, dass man das nicht so
wörtlich nehmen darf.“
„Das ist mir schon klar. Aber woher kommt der Spruch?“
„Also, dass würde mich jetzt ja auch interessieren“, fing Brigitta mit
mir an zu grübeln und wiederholte die Frage. „Woher kommt dieser
Spruch?“
„Männermordend, Männermordend“, brummelte ich so vor mich hin, als mir
plötzlich etwas auffiel. „Sag mal, bei männermordend fällt mir gerade
ein, dass man bei männermordend nicht von einer Diva spricht, sondern
von einem Vamp. Der männermordende Vamp ist doch allseits bekannt.“
„Ein männermordender Vamp will ich aber nicht werden. Vor dem haben die
Männer ja Angst“, bemerkte Brigitta und sprach mir damit aus der Seele.
„Ich will auch nicht, dass die Männer vor uns Angst haben, die sollen
uns anbeten“, bekräftigte ich ihr Argument.
„Ob wir wohl irgendwo herausbekommen, woher der Spruch denn nun kommt?“
„Wozu haben wir das Internet?
„Denn man los!“ forderte Brigitta mich auf und wir gingen ins
Wohnzimmer, wo mein Computer stand.
Ich hatte meinen Rechner schon angeschaltet, die Suchmaschine mit
‚männermordender Vamp’ gefüttert und nach 0,20 Sekunden erschienen 259
Einträge.
„Das geht ja noch“, kommentierte Brigitta.
Aber irgendwie waren das nicht so richtig die Sachen, die wir suchten.
Britney Spears an erster Stelle als männermordender Vamp. Aua!
„Das ist für mich schon der nächste Grund, warum ich kein
männermordender Vamp sein möchte. Ich möchte auf keinen Fall wie Britney
Spears sein“, klagte ich, während Brigitta sich schon über die nächsten
Einträge aufregte.
„Nur irgendwelche Kommentare über Filmstars oder Sängerinnen. Und hier
wieder die unvermeidliche Schwulenseite. Komm, lass uns das Internet
bloß wieder ausmachen. Wir haben deine Artikel noch gar nicht durch
geguckt. Das ist auf alle Fälle spannender.“
Sprach meine Freundin, ging in die Küche, setzte sich wieder an den
Tisch, schnappte sich den Ordner mit den Artikeln und wurde auch gleich
auf Anhieb fündig.
„Hier steht doch das, was wir wissen wollen: Die Top Ten der
Schlüsselreize. Die erste Frage lautet: Worauf achten Sie bei der
Begegnung mit einem Menschen des anderen Geschlechts.“
Brigitta las weiter ohne irgendetwas zu sagen. Sie ließ mich auch nicht
reinschauen, sie hatte den Ordner angehoben. Und aufstehen und um den
Tisch herum gehen wollte ich auch nicht. Also drängelte ich.
„Was steht denn da nun?“
„Das 86 Prozent der Frauen den Männern zuerst ins Gesicht schauen.“
„Das mache ich auch, das ist für mich nichts neues. Aber worauf achten
die Männer zuerst? Auf den Hintern, den Busen?“
„Du wirst es nicht glauben. Männer achten zu 72 Prozent auf den Geruch.
Erst dann kommen Beine, Po, Haut und Gesicht. Das ist ja erstaunlich.“
„Wir müssen das doch intuitiv gewusst haben. Wir hatten doch letzt was
von umwerfender Ausstrahlung gesagt.“
„Aber doch nicht die Ausstrahlung. Ich glaube nicht, dass Männer so auf
4-Wochen-Schweiß stehen.“
Jetzt bin ich doch aufgestanden und schaute Brigitta über die Schulter.
Ich war einfach zu neugierig. Ich hatte den Artikel zwar schon länger in
meiner Sammlung, aber völlig vergessen, was darin steht.
„Auf welchen Haartyp stehen Männer besonders?“, las ich vor. Ich
patschte mit dem Handrücken an die Schulter von Brigitta und meinte: „Ey,
dass solltest du dir zu Herzen nehmen. Du wolltest doch demnächst zum
Friseur.“
Brigitta schaute auf die Ergebnisse und schmollte. „Meine Haare sind zu
kurz. Die meisten Männer finden schulterlange Haare am besten. Kurze
Haare finden nur 22 Prozent der Männer gut.“
„Wenigstens da bin ich Spitze“, freute ich mich, denn die meisten
Männer, nämlich 51 Prozent mögen die schulterlangen Haare. „Und wenn ich
mir meine Haare nicht mehr färben würde, wäre ich bei der Wunschfarbe
auch an der Spitze.“
Ich kratze in meinen mittelbraun gefärbten Haaren, die von Natur her
dunkelblond sind. Das Männer mittel- bis dunkelblonde Haare am besten
finden, hätte ich nun nicht gedacht.
Brigitta schmollte immer noch. Von Natur aus hatte sie zwar auch
dunkelblonde Haare, aber rot gefärbt. Auf diese Farbe stehen nur 21
Prozent der Männer. Immerhin noch mehr als die Fans von schwarzen
Haaren.
„Üben wir lieber unser strahlendes, charmantes Lächeln“, munterte ich
meine Freundin auf. „Welche äußeren Eigenschaften weckt bei ihnen die
größte Sympathie? 60 Prozent der Männer schmelzen bei solch einem
Lächeln dahin. Danach kommen erst die sanfte Stimme, die gepflegten,
weißen Zähne und die frei liegenden Ohrläppchen.“
Ich grinste breit, strich meine schulterlangen, mittelbraun gefärbten
Haare hinter meine Ohren und fragte Brigitta: „Gut so?“
„Ganz klasse! So kannst du mit Sicherheit jeden Typen aufreißen!“
„Das habe ich ja auch vor. Aber, meine liebe Brigitta, wollen wir denn
nun eine Sexgöttin oder eine Diva werden? Was ist überhaupt der
Unterschied und gibt es überhaupt einen?“
„Wenn Sexgöttin bedeutet, jeden Mann anzumachen, dann nicht. Ich will
die Männer doch nicht alle in mein Bett ziehen. Ich möchte angehimmelt
werden. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“
„Deswegen frage ich ja auch. Wir sollten dann mit solchen Tipps
vorsichtig sein, denn ansonsten hechelt wirklich eine ganze Reihe
notgeiler Typen hinter uns her, die wir noch nicht einmal ausstehen
können.“
„Das wäre wirklich fatal. Lass uns mal lieber die anderen Artikel
weiterlesen.“
„Aber einen Tipp sollten wir noch beherzigen“, meinte Brigitta, die noch
ein wenig bei den Tipps, wie werde ich eine Sexgöttin, weiter gelesen
hatte. „Es ist heute leicht, gut auszusehen, weil jeder Typ angesagt
ist. Zeige offensiv Persönlichkeit in Sachen Stil. Stil ist Phantasie,
nicht Diktat.“
„Das ist wirklich ein klasse Spruch. Das merken wir uns. Aber weißt du,
was das für uns bedeutet, wenn wir unseren Stil entwickeln wollen und
bis jetzt nicht das richtige haben?“
„Ich glaube, ich weiß was du meinst“, freute sich meine Freundin und wie
auf Kommando riefen wie beide gemeinsam aus: „Shopping!“
zurück
Die Divas beim Shopping
„Eine tolle Idee“, freute sich Brigitta darüber, mal wieder ausgiebig
einzukaufen. „Es wird auch so langsam Zeit, dass ich mir was Neues zum
Anziehen kaufe. An den letzten Einkauf kann ich mich schon gar nicht
mehr richtig erinnern.“
„Ich hab mir vor vier Wochen ein paar Socken gekauft“, grübelte ich über
meinen letzten Erwerb von Kleidungsgegenständen nach.
„Das zählt nicht.“
„Das finde ich auch. Wo wollen wir denn überhaupt hin?“
„Das ist mir egal. Die Hauptsache ist doch, dass wir ein paar tolle
Klamotten finden, die aus uns Divas machen.“
„Denk daran“, erinnerte ich Brigitta an unsere Überlegungen. „Mit
irgendwelchen Klamotten werden wir nicht automatisch eine Diva. Die
richtigen Sachen unterstreichen nur unsere Persönlichkeit.“
„Das weiß ich doch. Aber so schnell kann man sich von Gedankenmustern
oder Standardsprüchen eben nicht trennen. Aber ich verspreche dir
hiermit hoch und heilig, dass ich mich bessern werde.“
„Das muss ich doch auch! Oh Mann, warum ist das alles bloß so
kompliziert?“
„Es könnte alles ganz einfach sein. Wir haben doch schon festgestellt,
dass eine Diva nicht über sich nachdenkt. Jedenfalls nicht so, wie wir
über uns, so voller Selbstzweifel und voller Fragen, wie wir wirken und
ob wir überhaupt wirken. Für eine Diva stellen sich solche Fragen nicht.
Das macht eine Diva doch aus. Diese Aura von Selbstverständlichkeit,
diese Selbstverständlichkeit ihrer Wirkung, auf Männer wie auf Frauen.“
„Theoretisch hört sich dass ja wirklich einfach an. Mal sehen, wie lange
wir praktisch dazu brauchen, uns wenigstens ein bisschen zu dieser
Einstellung durch zu ringen.“
„Durch zu ringen! Das hört sich ja an, als ob wir in den Boxring steigen
würden!“
„Im übertragenden Sinn stimmt das ja auch. Wir stehen im Boxring mit uns
selber als Gegner. Wir müssen gegen unsere alten Überzeugungen doch
ziemlich ankämpfen.“
„Wenn du das so siehst, hast du natürlich recht. Ich würde mich gerne
einmal mit mir im Ring sehen. Wer da wohl gewinnt? Ich oder mein anderes
Ich?“
„Ich hoffe das Ich, das aus dir eine Diva macht.“
„Gute Idee, das richtige Ich soll bei dir auch gewinnen.“
„Wer auch gewinnen mag, ist jetzt nicht so wichtig. Viel wichtiger ist
jetzt, wohin wollen wir denn eigentlich unsere Shopping-Tour machen?“
„Ist mir eigentlich egal“, antwortete ich auf diese äußerst wichtige
Frage. Nach kurzer Überlegung fragte ich: „Bremer Innenstadt oder Roland
Center?“
„Schwierige Frage. Wie wär’ es mit beiden?“
„Meinst du, dass schaffen wir kraftmäßig?“
„Ich glaube nicht wirklich. Aber nachdem wir bei unserem letzten
Einkaufsausflug im Roland Center waren, können wir dieses Mal in die
City fahren, oder?“
„In Ordnung“, war meine kurze und knappe Zustimmung und ebenso knapp
fragte ich: „Und wann?“
„Möglichst bald“, antwortete Brigitta ebenso kurz und knapp und holte
ihren Terminkalender aus der Handtasche. Sie schlug ihn auf und fand
gleich für den nächsten Tag eine schöne Gelegenheit dafür. „Wir wär’ es
mit morgen?“
Auch ich komme ohne Terminkalender nicht aus und klappte dieses
nützliche Accessoire ebenfalls auf und stellte erfreut fest, dass bei
mir für den nächsten Tag ebenfalls nichts eingetragen war.
„Na, das ist ja phantastisch! Also morgen dann!“
Zu allem Glück, mal wieder eine Shopping-Tour zu unternehmen, war das
Wetter bombastisch. Die Sonne strahlte vom Himmel und die Temperaturen
waren dass, was man als sehr angenehm bezeichnen würde. So gerade eben
über 20 Grad Celsius. Das Problem, wie wir nun in die Innenstadt kommen
würden, hatten wir wie immer schnell gelöst. Mit dem Auto zum Sielhof
und dann mit der Straßenbahn. Wie sich jeder vorstellen kann, besonders
andere Frauen vor einem Einkaufsbummel, fühlten wir uns großartig und
waren somit auch prächtig gelaunt. Was zu unserer guten Laune noch
beitrug, war das Wohlwollen unserer Männer (soviel, um alleine über alle
Einkäufe zu entscheiden, verdienten wir leider noch nicht) und der
Kontostand, der uns für einige Kleidungstücke grünes Licht gab.
Trotzdem war Geld unser Thema, als wir nach einer recht unkomplizierten
Autofahrt (es gab keinen Stau auf der Haupteinfallsstraße) in der
Straßenbahn saßen.
„Haben Divas eigentlich eigenes Geld oder lassen sie sich aushalten?“,
war die berechtigte Frage meiner Freundin.
„Darüber habe ich noch gar nicht so nach gedacht“, musste ich zugeben.
„Mein Dieter und ich haben sowie so Arbeitsteilung. Er verdient das Geld
und ich gebe es aus.“
„Die Arbeitseinteilung ist Klasse. Das mein Wilhelm und ich noch nicht
auf so eine Idee gekommen sind“, befürwortete auch meine Freundin diesen
Vorschlag. „Aber ich glaube bei uns wird das nichts. Mein Wilhelm hat
sich ja schon so an sein eigenes Konto gewöhnt. Ich glaube, das gibt der
nicht mehr her.“
„Das befürchte ich auch“, meinte ich dazu. „Aber was wollen wir denn
eigentlich? Wollen wir wirklich, dass wir von vorne bis hinten und ohne
Fragen ausgehalten werden? Auch wenn das noch so nach Diva aussehen mag
und vielleicht auch einer Diva gerecht werden würde: Die
Selbstständigkeit geht dabei doch flöten.“
„Auf alle Fälle!“, stimmte ich ihr zu. „Aber was macht die Vorstellung
so verlockend, einen Mann zu haben, der einen von vorne bis hinten
verwöhnt und ohne Wenn und Aber alles bezahlt? Also ich bin da so
ziemlich uneins mit mir. Manchmal habe ich schon die Momente, wo ich die
Verantwortung für alles einfach abgeben möchte. Aber diese Momente
halten nur ganz kurz an, die verfliegen unwahrscheinlich schnell. Denn
in Wirklichkeit möchte ich nicht so ein Püppchen sein.“
„Also verfügt eine Diva auf jeden Fall über eigenes Geld.“
„Wieso kommst du jetzt auf diese Feststellung?“
„Weil ich dir Recht gebe!“
„Und deshalb triffst du diese Feststellung?“
„Genau!“
zurück
|